Was befindet sich hinter den Türen des Red Bull KTM-Trucks, der bei jedem MX-Grand-Prix vor Ort ist, und wie wird das Equipment von A nach B transportiert? Zusammen mit Pauls Jonass Mechaniker Ryan Deckert wagten wir einen Blick hinter die Kulissen.
Die FIM-Motocross-Weltmeisterschaft umfasst 19 Rennen in acht Monaten in 16 Ländern auf vier Kontinenten und der Red Bull KTM-Truck legt einen Großteil der Strecke zwischen den Rennen in Europa – 14 Rennen – auf der Straße zurück, insgesamt fast 30.000 Kilometer. Fünf Werksfahrer, zehn Bikes, Ersatzteile, Werkzeuge und ein Wohn-/Schlafraum für die Rennmechaniker finden in den zwei Sattelschleppern Platz.
<
►
>
Platz und Stauraum ist auf engem Raum heiß begehrt und macht einen durchdachten Pack- und Lagerprozess erforderlich, daher steht Jeffrey Herlings KTM 450 SX-F in dem eigentlich für die MX2 vorgesehenen Bereich. Ryan führt uns durch den Truck und erklärt uns, wie und wo das Werksteam an den Rennstrecken und auf der Straße seine Arbeit macht. „Der Truck ist ziemlich neu – knapp drei Jahre alt; er ist sehr modern und alles, was beim Vorgängermodell gut funktioniert hat, wurde für diesen übernommen“, erzählt der Australier.
Zunächst führt er uns in das Zentrum des Trucks: den Werkstattbereich im Heck.
„Hier lagern wir alles, was wir für ein Rennwochenende brauchen und wir versuchen immer, möglichst viele Ersatzteile dabei zu haben, denn es kann sein, dass der Truck für einige Zeit unterwegs ist und zwischen den Rennen nicht ins Headquarter nach Österreich zurückkehrt“, erklärt Ryan. „Jeder Mechaniker hat einen Satz Werkzeug und der Truck ist zusätzlich mit besonderen Werkzeugen ausgestattet, so dass wir alle anfallenden Arbeiten vor Ort erledigen können.“
„Das ist wahrscheinlich der teuerste Schrank“, sagt Ryan und zeigt auf ein Regal, in dem die Ersatzmotoren lagern. „Für die 450er haben wir zwei und für die 250er vier dabei; das sind ziemlich viele, aber wenn der Truck längere Zeit unterwegs ist, ist es besser, auf der sicheren Seite zu sein. Zum Glück brauchen wir sie so gut wie nie. Grundsätzlich sind wir also abgesichert, aber wenn es zu einem Notfall kommt, können wir uns die nötigen Ersatzteile auch liefern lassen oder wir springen in den Van und fahren zurück zur Werkstatt.“
„Motoren- und anderes Spezialwerkzeug lagern wir in Schubladen, genauso wie kleinere Ersatzteile wie Zahnräder und Ritzel: theoretisch haben wir alles dabei, um ein weiteres Bike von Grund auf neu aufzubauen. Die Wandschränke sind mit Ersatzschalldämpfern und –Auspuffbirnen gefüllt. Drei haben wir für die 250er und zwei für die 450er; das ist eigentlich ausreichend, denn es gibt ja auch noch das bereitstehende Ersatzmotorrad.”
<
►
>
„Oben gibt es einen Bereich mit einer Ablage, wo wir zusätzliche Kunststoffteile, Kraftstofftanks, Heckrahmen und ungefähr vier bis fünf Fässer Kraftstoff lagern Außerdem liegt dort alles, was wir für den Aufbau und die Ausstattung des Zeltes brauchen. Der Bodenbelag wird gestapelt und im Werkstattbereich aufbewahrt; bei Back-to-back-Rennen mit großen Distanzen, wie zwischen Italien und Portugal, quetschen wir auch noch zwei weitere Bikes dazwischen.“
Außerhalb und entlang des Trucks erstreckt sich der Garagenbereich. „Im Moment liegt hier viel von Jeffreys Zeug, aber normalerweise lagern wir hier alle Ersatzräder. Insgesamt können wir hier vier Racebikes und unser Pit-Bike unterbringen; in die Ecken passen dann noch die Werkzeugkisten. Die Motorräder werden komplett aufgebaut verladen: Sie verlassen das Werk READY TO RACE, was ziemlich praktisch ist, denn man will sie ja nicht erst jedes Mal auseinanderbauen, um sie zu transportieren. Wir haben jeweils zwei Radsätze dabei – also sechs – plus das Ersatzmotorrad, daher hat jeder Fahrer vier Sätze zur Verfügung. Man sieht, wir kriegen hier eine Menge Material unter.“
„Normalerweise transportieren wir nicht die Ausrüstung der Fahrer, denn der Truck fährt nach einem Rennen meistens zurück nach Österreich und viele der Fahrer haben ihren Lebensmittelpunkt in Belgien. Jeffreys Zeug wurde wahrscheinlich von WP mitgebracht und Pauls hat sein eigenes Wohnmobil, mit dem er seine Ausrüstung transportiert. Während sein Wohnmobil gefahren wird, fliegt Pauls zu den Rennen. Bei Jorge ist es ähnlich. Wir transportieren also eigentlich nur die Bikes und das Equipment, das wir brauchen.“
<
►
>
Der letzte Truck-Abschnitt ist etwas persönlicher. Eine dunkelgraue Inneneinrichtung markiert den Ruhebereich mit einer Küche, Lounge und vier Bettnischen – eine über der anderen und es sieht ein wenig kompliziert aus, dort reinzukommen. Der Ruhebereich bietet durch verschließbare Türen und Lichter ein bisschen Privatsphäre und Abstand von Racing und Fahrerlager. „Vier von uns schlafen im Truck und es ist wirklich komfortabel: Es gibt vier Schlafnischen, ein Bad, eine Toilette und alles, was man sonst noch braucht, um eine Pause zu machen. Durch ein Slide-out lässt sich der Raum noch weiter vergrößern.“
Der Truck ist also nicht nur Transportmittel, er ist zugleich Lebens-, Arbeits- und Operationsbasis des MXGP-Teams. „Alles einzupacken und bereit zu sein, mit dem Truck das Fahrerlager zu verlassen, braucht, mit der Anzahl an Leuten, die vor Ort sind, etwa zwei Stunden“, beschließt Ryan seine Führung. „Der Aufbau dauert grundsätzlich etwas länger, aber zu Beginn eines Grand Prix haben wir keinen Stress und normalerweise sind fünf oder sechs von uns vor Ort. Mehr Platz zu haben, wäre natürlich gut! Mit immer mehr Teilen, die im Zelt untergebracht werden sollen, muss man manchmal kreativ werden, um alles wieder an einem geeigneten Platz zu verstauen, aber eigentlich funktioniert das ganz gut.“
<
►
>
Fotos: KTM | Adam Wheeler
Comments