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UNBEKANNTE GESCHICHTEN VOM NEUESTEN GROSSEN ABENTEUER DES KTM-WERKSTEAMS

Lasst euch aus erster Hand ein paar der weniger bekannten Geschichten vom Siegeszug des KTM-Werksteams bei der Silk Way Rally 2019 erzählen.

@Rally Zone/KTM


Mittlerweile weiß fast jeder, dass der Sieg in der bei der modernen Silk Way Rally erstmals ausgetragenen Motorrad-Klasse an Sam Sunderland, den schnellsten und cleversten Motorrad-Abenteurer der Wälder, Steppen und Dünen Russlands, Mongoliens und Chinas ging. Doch der Ruhm gebührt in gleichem Maße auch dem Red Bull KTM Factory Racing-Team und der KTM 450 RALLY.

Bevor das Team in den wilden Osten aufbrach, gab der Team-Manager des KTM Factory Racing-Teams, Jordi Viladoms, zu bedenken: „Die größte Herausforderung wird darin bestehen, uns so schnell wie möglich an all die Herausforderungen anzupassen: an das Terrain, das Wetter, die Biwaks, die Menschen, die Organisatoren und sogar das Essen. Wir müssen schnell dazulernen.“

Nach der Rückkehr des Teams aus China quetschten wir einige Mitglieder über eines der wildesten Abenteuer aus, die sie je erlebt haben. Wir fanden heraus, warum diese eine Rally für die Fahrer der Begleit-Trucks eine der härtesten war, was diese Rally so zermürbend macht und warum das anachronistische Biwak dem Rennen etwas Magisches verlieh. Außerdem fanden wir heraus, warum manche Team-Mitglieder ihr Herz in der Mongolei gelassen haben und wie Ayrag – fermentierte Stutenmilch – schmeckt.

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Ein Rennen gegen die Zeit Thomas Kendlbacher, das jüngste Mitglied des Teams, wird seine erste Silk Way Rally so schnell nicht vergessen. Er wurde mit der Aufgabe betraut, den Begleit-Truck des Siegerteams von China nach Hause zu fahren – dabei wird Thomas 17.000 km hinter dem Steuer verbringen. Zusammen mit der Zeit, die er mit der Vorbereitung des Trucks verbracht hat, sollte dies Thomas 70 Tage seines Lebens kosten.

„Bevor wir Mattighofen verließen, bereiteten wir den Truck vor und studierten die beabsichtigte Route. Wir wussten nicht, was uns bei der Durchquerung all dieser unterschiedlichen Länder erwarten würde, also statteten wir den Truck mit allem möglichen Überlebens-Equipment aus“, so Thomas. „Am dritten Tag unserer Reise hörten wir, dass es in der Gegend von Irkutsk zu Überschwemmungen gekommen war. Eine Zeit lang sah es so aus, als würden wir eine andere Route nehmen müssen, da viele Straßen gesperrt waren.“

„Das hätte uns zwei zusätzliche Tage gekostet und wir wären zu spät an unserem Ziel angekommen. Wir entschieden uns, auf derselben Straße zu bleiben, und hatten Glück. Die Straßen wurden schon bald nach dem Unglück wieder freigegeben und wir schafften es rechtzeitig nach Irkutsk, indem wir statt 540 km 820 km am Tag fuhren. Die beeindruckendsten und besten Momente stellten sich ein, wenn wir bei unseren vielen Stopps mit der örtlichen Bevölkerung in Berührung kamen.“

„Obwohl die Leute nicht viel haben, sind sie extrem freundlich und offenherzig. Wir tranken zusammen Kaffee und erzählten uns gegenseitig Geschichten. Auf der anderen Seite war es der traurigste Teil meiner Reise, durch die überflutete Stadt zu fahren. Das Wasser hatte viele Häuser zerstört und unzählige Familien hatten alles verloren. Ihre Gesichter werde ich nie vergessen.“

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Überwältigende Gastfreundschaft Eines der Dinge, die das Team wohl nie vergessen wird, ist die Gastfreundschaft, die ihnen entlang der Route zuteilwurde. Die mongolischen Bräuche sind so einzigartig, wie sie tief in der nomadischen Kultur des Landes verwurzelt sind. Nomade zu sein ist ein bisschen so, wie ein Rally-Raid-Team-Mitglied zu sein. Man muss sich ständig aufeinander verlassen können. In der Mongolei gibt es keine Fremden und so fühlte es sich für das Team ein bisschen so an, als ob sie nach Hause kämen.

„Wir hatten keine Ahnung, wo wir hinfuhren und was wir dort vorfinden würden. Also brachten wir genug Nahrungsmittel mit, um eine kleine Armee zu verpflegen. Die Trucks waren bis oben hin beladen, inklusive einer Spüle“, verrät uns Christian Petershofer, der Mechaniker des Silk Way Rally-Siegers Sam Sunderland.

„Die Gastfreundschaft in diesen Ländern, besonders in Russland und der Mongolei, ist überwältigend. Die Menschen sind aufrichtig freundlich und das Essen ist fantastisch. In China mussten wir unsere Ernährung etwas anpassen, aber in Russland und der Mongolei aßen wir wie Könige“, fügt Michael Angerer, der Mann hinter der logistischen Planung des Teams, hinzu.

@Rally Zone/KTM


Chinesische Lektionen Als das Team aber die Grenze zu China überquert hatte, schien plötzlich alles anders zu sein. „China ist wie eine andere Welt“, so Jordi Viladoms: „Dort mussten wir unsere Komfortzone verlassen, was auch eine große Chance für uns war, etwas dazuzulernen. Um ein herausragender Rally-Fahrer zu sein, muss man auch mentale Flexibilität zeigen. In China war es zum Beispiel nicht einfach, SIM-Karten zur Handy-Verbindung und andere essentielle Dinge zu finden. Wir fanden schließlich einen Weg, fanden aber schnell heraus, wie viel wir als selbstverständlich erachten.“

„Ich muss zugeben, dass ich nicht aus meiner Lunch-Box aß, und das war eine weitere psychologische Hürde, der wir uns alle stellen mussten. Lustig wurde es, als wir bei einer Tankstelle versuchten, Snacks zu kaufen – es war wie eine Lotterie und manchmal schmeckten die Sachen einfach zu merkwürdig.“

„Sei‘s wie‘s sei: Diese Stopps waren immer unterhaltsam – man sieht überall Menschen, die gerade trainieren, und die Tankstellen waren da keine Ausnahme. Sie stellen sich in Reihen auf, aus Lautsprechern tönt ohrenbetäubende Musik und fünf Minuten lang hüpfen sie herum und strecken sich. Vielleicht sollte ich ein ähnliches Programm für unsere Begleit-Crew einführen …“

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Eine Reise in die Vergangenheit „In der Mongolei sahen wir riesigen Wildpferd-Herden dabei zu, wie sie aus den Seen am Straßenrand tranken. Außerdem beobachteten wir wilde Kamele und andere Tiere – tausende und abertausende davon. Man bekommt einen Eindruck davon, wie die Welt vor tausenden Jahren ausgesehen haben muss“, fährt Viladoms fort. Die Mongolei hinterließ bei allen einen bleibenden Eindruck. Dieses wilde und ungezähmte Land unter einem unglaublichen Himmelszelt ist die Heimat von drei Millionen Menschen und 40 Millionen Tieren.

Auf die Frage, was denn für ihn der beste Teil der Rally war, antwortet Christian Petershofer: „Wir waren alle von der weiten Landschaft der Mongolei und davon, wie schnell die Sonderprüfungen dort waren, beeindruckt. In China waren es die riesigen Sanddünen und wie schnell sich das Terrain änderte. Die Taiga und der Baikalsee in Sibirien waren einfach umwerfend. Am Ende durchquerten wir nicht nur drei Länder, sondern auch die unterschiedlichsten Terrains, die man sich vorstellen kann. Das ist es, was eine echte Rally ausmacht.“

„Im Vorfeld des Rennstarts in Russland wurde viel über Bären gesprochen, glücklicherweise liefen uns aber keine über den Weg“, gibt Sam Sunderland, der neue König der Silk Way Rally zu Protokoll. „Andererseits sahen wir unzählige andere Tiere, besonders in der Mongolei. Und sie sind wunderschön anzusehen, wenn man nicht gerade ein Rennen fährt.“

„Insgesamt war die Silk Way Rally ein cooles Abenteuer – in Russland zu starten, die Mongolei zu durchqueren und in China anzukommen bedeutete auch, unglaubliche Abwechslung in Sachen Terrain, Landschaft, Temperatur und Kultur zu erleben. Wie ist es möglich, dass die Russen so groß gewachsen sind und so westlich aussehen und dass die Menschen auf der anderen Seite der Grenze so klein sind und so asiatische Gesichtszüge haben? Es ist eine verrückte Welt und es bringt dich dazu, über die menschliche Evolution nachzudenken.“

@Rally Zone/KTM


Milch von Pferden gefällig? Von Bären zu Bieren … Traditionell zieht es das Team vor, Siege mit österreichischem Bier statt französischem Champagner zu feiern. Tatsächlich versuchen sie sogar, Letzterem auszuweichen, besonders, wenn damit herumgespritzt wird. Michi passierte es, dass er vor der Champagnerdusche Reißaus nahm, von der Tribüne fiel und die gesamte FIM-Jury wie Dominosteine zu Fall brachte. „Es ist eine schmerzliche, aber lustige Erinnerung“, schmunzelt er.

Zur fermentierten Stutenmilch – dem mongolischen Bier – sind die Meinungen geteilt. „Ich fühlte mich geehrt, als die Einheimischen mir ein Glas Stutenmilch – Ayrag genannt – anboten. Ich mochte den Geschmack eigentlich ganz gern. Die Mongolen führten jeden Abend eine Show im Biwak auf und gaben uns so einen Einblick in ihre Welt und Kultur. Ayrag ist ihr traditionelles Getränk und passte richtig gut dazu“, so Jordi.

@Rally Zone/KTM


Magie im Biwak Mehrtägige Rallys sind hart und selbst Übernachtungen in Luxus-Hotels machen sie nicht einfacher. Einzig das Band zwischen den Team-Mitgliedern – das hauptsächlich dadurch gestärkt wird, dass man zusammen im Biwak übernachtet – macht sie erträglicher. In Zelten zu schlafen, Einsatzbesprechungen zu improvisieren, Gedanken, Sorgen, Freude und Ängste auszutauschen – das ist es, was Rallys so besonders macht.

„Das Teamwork bei dieser Rally war cool. Wir hatten keine Wohnmobile, wir hatten keine Hotels gebucht. Also schliefen wir entweder in Zelten oder in den Trucks. Die Fahrer waren ständig präsent, bereiteten ihre Roadbooks vor, entspannten. Alle waren da und halfen einander“, so Christian. Michis Impressionen hören sich ähnlich an: „Für mich war es eine der besten Rallys, an denen wir je teilgenommen haben, und ich bin schon seit 2003 in diesem Sport tätig. Wir waren uns immer nahe, sodass auch der Teamgeist stark war – genau wie in den alten Tagen.“

Auch für den Team-Manager war es lange her gewesen, dass er in einem Zelt übernachtet hatte. „Einen Eindruck vom Biwak und der damit verbundenen Atmosphäre zu bekommen, war großartig. Genau so habe ich vor vielen Jahren diese Disziplin für mich entdeckt. Das Allerbeste daran ist der Austausch – egal, ob gut oder schlecht. Das macht das Team zu dem, was es ist. Für mich als Leiter ist es dadurch auch einfacher, alles zu überblicken. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass uns diese Rally stärker gemacht hat.“

@Rally Zone/KTM


Gas geben und sich schnell anpassen Zum Abschluss ist ein kurzer Rennbericht von Jordi angebracht … „Wir wussten von Anfang an, dass der Sieger jener Fahrer sein würde, der sich am besten an die Unterschiede zwischen den Ländern anpassen kann. Die Rally begann mit den technischen Pfaden in den Wäldern Sibiriens, einer schnellen Pace und wenig Navigation. Danach ging es in die Steppen der Mongolei mit ihren ebenen und extrem schnellen Prüfungen.“

„Auf einer davon erreichten die Fahrer Durchschnittsgeschwindigkeiten von 120 km/h. Abgesehen von der Geschwindigkeit war die Navigation in der Mongolei eine harte Prüfung für die Fahrer. Dort hat Sam das Rennen gewonnen. In den Steppen fand ich, ehrlich gesagt, wenig Schlaf. Die Verbindung war aber erstaunlich gut und so leistete mir Google Earth Gesellschaft. Im Gegensatz dazu bot China langsame, aber technisch äußerst schwierige Prüfungen mit vielen Wegpunkten.“

Das Wetter änderte sich ebenso schnell wie das Terrain und die Rally erwies sich aufgrund ihrer Länge als noch härter. Es war eine fantastische Reise, ein zehntägiger Traum. Besonders in der Mongolei machten wir einen großen Schritt nach vorne – jeder Einzelne für sich ebenso wie das gesamte Team. Ich könnte mit dem Endresultat nicht glücklicher sein.“

Fotos: Rally Zone/KTM

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