Mit einer herausragenden Leistung bei seinem Dakar-Debüt letzten Januar, das er als Dritter hinter Marc Coma und Paolo Goncalves beendete, zeigte der Australier Toby Price, dass er alles hat, was ein erstklassiger Rally-Fahrer braucht.
Toby Price KTM 450 RALLY 2015
Mit Motocross und Enduro aufgewachsen, genießt Price mittlerweile weltweite Anerkennung als talentierter Offroad-Fahrer. Der KTM BLOG traf den gelassenen Aussie, um mehr über seine Jugend auf einer mehr als 17.000 Hektar großen Farm, seine Verletzungen, sein Engagement für wohltätige Zwecke und seine Ziele als Vollzeit-Rally-Profi zu erfahren …
Toby, gehen wir zu deinen Anfängen zurück. Wie bist du überhaupt zum Offroad-Sport gekommen? „Wie wahrscheinlich bei den meisten, war es mein Dad, der meine Leidenschaft für Motorräder geweckt hat. Er brachte mir das Motorradfahren bei, als ich ungefähr drei Jahre alt war. Ich wuchs auf einer über 17.000 Hektar großen Farm in New South Wales, Australien auf und hatte genug Platz, um nach der Schule Motorrad zu fahren. Damals fuhr mein Vater noch Rennen mit Offroad-Buggies. Nachdem er die Australische Meisterschaft gewonnen hatte, verkaufte er alles, so dass wir uns auf mich und meine Motocross-Karriere konzentrieren konnten.“
Wann und warum bist du von Motocross zu Enduro gewechselt? „Um ehrlich zu sein, bin ich Dirt Track und Motocross parallel gefahren, denn mein Traum war es, in Mick Doohans Fußstapfen zu treten. Aber ich war ziemlich groß und bin deshalb im Motocross geblieben. Mit 16 habe ich dann meinen ersten Vertrag mit Kawasaki unterzeichnet. Ich fuhr ein paar gute Resultate ein, hatte aber auch viele Verletzungen, die meine Karriere behindert haben. Also begann ich einen Vollzeitjob bei einem Bauunternehmen. 2008 kam ich zurück zum Motocross-Sport und habe eine ganze Saison selbst finanziert. Am Ende der Saison war ich pleite. 2009 bot mir Kawasaki einen Deal an, durch den ich in den Enduro-Sport wechseln konnte. Ich hatte eine gute erste Saison und gewann am Ende die Australian Offroad Championship. Daraufhin bot mir KTM Australien für 2010 einen Platz in ihrem Werksteam an. Seitdem fahre ich für KTM.“
Du hast im australischen Offroad-Sport einige Erfolge gefeiert. Gibt es für dich irgendwelche Highlights? „In den letzten sechs Jahren gab es einige spezielle Momente für mich. Aus irgendeinem Grund bin ich ziemlich gut darin, Titel im ersten Versuch zu gewinnen. Ich habe das Finke und Hattah Desert Race gewonnen, beide gleich beim ersten Versuch. Seitdem habe ich das Finke Race insgesamt viermal und das Hattah Race fünfmal gewonnen. 2009 habe ich mit Kawasaki beim ersten Antreten die Australian Offroad Championship gewonnen und dann weitere viermal mit KTM. Alle diese Erfolge sind etwas besonderes für mich, aber ich habe immer davon geträumt, mich mit den besten Fahrern der Welt auf internationalem Niveau zu messen.“
Toby Price KTM 450 RALLY 2015
2014 warst du kurz davor, den Gesamtsieg bei den Six Days in Argentinien einzufahren. Ist es dir wichtig, nochmal einen draufzulegen und dem Event deinen Stempel aufzudrücken? „Seit ich ein Kind war, wollte ich international Rennen fahren. Ich bin bei ein paar Runden der Enduro-Weltmeisterschaft gestartet, aber es ist nicht besonders gut gelaufen. Du hast nur drei Tage, um alles vorzubereiten und hast nicht genug Zeit, um dich vom Flug zu erholen. Bei den Six Days ist das eine andere Sache. Meine ersten Six Days bin ich 2009 in Portugal gefahren, wo ich auf Anhieb Vierzehnter wurde. Es war das beste Ergebnis eines Australiers. Dann hatte ich einige gute Events vor den Six Days 2014 in Argentinien, die ich als Zweiter hinter Pela Renet beendete. Es wäre großartig, noch einmal zurückzukehren und zu versuchen, den Titel zu gewinnen. Das Feuer brennt noch in mir. Wenn ich jemals die Chance habe, werde ich sie nutzen.“
Wie fast alle Fahrer, kannst auch du auf eine ziemlich lange Liste an Verletzungen zurückblicken. Hat es deine Einstellung zum Rennsport verändert, als du dich 2013 schwer am Rücken verletzt hast? „Verletzungen sind das schlimmste am Motorsport. Meine schwerste Verletzung hatte ich definitiv nach einem Sturz bei einem Hare and Hound-Event in den USA. Bei diesem Sturz habe ich mir drei Nackenwirbel gebrochen. Die Ärzte sagten, es gäbe eine Chance von 1 zu 1 Million, dass ich laufen könnte. Es war einer der wenigen Momente, in denen ich daran erinnert wurde, dass alles ganz schnell vorbei sein kann, ganz egal, wie gut du bist. Ich bin sehr dankbar, dass ich immer noch tun kann, was ich liebe. Wenn es um Verletzungen geht, sollte man auch immer die positive Seite sehen. Du nimmst zwangsweise ein bisschen Abstand vom Renngeschehen, so dass du neue Motivation sammeln kannst, um stärker zurückzukommen.“
Etwas mehr als ein Jahr nach deiner Verletzung bist du deine erste Dakar gefahren und Dritter geworden. War dein Podiumsplatz eine Überraschung? „Alles passiert aus einem bestimmten Grund! All die guten und schlechten Momente haben mich zu dem Punkt gebracht, an dem ich heute stehe. Die Dakar 2015 war definitiv eine Überraschung. An manchen Tagen wache ich auf und kann kaum glauben, was alles seit letztem Januar passiert ist. Die Entscheidung das Rennen zu fahren, fiel weniger als zwei Monate vor dem Start. Damals habe ich mir nur das Ziel gesetzt, den ersten Tag zu überstehen, ohne große Fehler zu machen. Dann habe ich mir Gedanken um Tag 2, 3, 4 gemacht … Wenn du zu viel nachdenkst, riskierst du eine Überlastung mit Informationen. Für viele Leute weltweit war mein dritter Platz ein Schock. Es passiert nicht sehr oft, dass einem Rookie so etwas gelingt. Aber die Wüstenrennen sind das, was ich liebe und ich bin mehr als glücklich, dass ich einen 2-Jahresvertrag unterzeichnet habe und meine Karriere mit dem Red Bull KTM Rally Factory Racing Team fortsetzen kann. Von jetzt an fokussiere ich mich zu 100% auf Rally.“
Toby Price KTM 450 RALLY Dakar 2015
Du hast einen anstrengenden Reise- und Trainingsplan; was macht Toby Price, wenn er mal nicht auf dem Motorrad sitzt? „So schön, wie es auch ist, um die Welt zu reisen, meine Heimat ist Australien. Die Leute denken vielleicht es ist wie Urlaub, aber für mich ist Rennen fahren mein Job und ein Geschäft. So gern wie ich auch Motorrad fahre, so schön ist es auch, mal etwas Abstand von allem zu gewinnen. Wenn ich zu Hause bin, unternehme ich viel mit Freunden wie z.B. Jet Ski fahren. Wir haben in Australien ziemliches Glück, denn wir haben die besten Strände der Welt und einige der besten Orte zum Surfen. Aber wenn die Zeit kommt, dann musst du dich wieder auf deinen Job konzentrieren und hart arbeiten.“
Vor Kurzem hast du an KTM Australiens Ride4Kids-Event für krebskranke Kinder teilgenommen. Was bedeutet es dir, solche Events zu unterstützen?„Es ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Ganz egal, wie voll mein Terminplan auch sein mag, ich versuche immer, solche Events zu unterstützen. Beim letzten KTM Ride4Kids-Event waren Kinder, die aus dem Krankenhaus kamen, nur um bei diesem Event dabei zu sein. Sie haben gelacht und hatten einfach eine gute Zeit. Auch Kinder, die gerade ihre Chemotherapie machen, waren dabei … für mich ist es, als hätte man ihnen ihre Kindheit gestohlen. Es ist gut, ein Teil von solchen Veranstaltungen zu sein.“ Jetzt sind es weniger als zwei Wochen bis zur Dakar 2016. Was sind deine Erwartungen und Ziele vor dem Rennen? „Ich freue mich auf die Dakar. Mein Plan für 2016 ist es, das Rennen zu beenden. Das hat letztes Jahr gut funktioniert und deshalb wird es erneut die oberste Priorität sein. Letztes Jahr sind wir mit dem Ziel in die erste Woche gegangen, es bis zum Ruhetag zu schaffen. Danach konnten wir ein bisschen mehr pushen. Seit ich in meinem Debütjahr aufs Podium gefahren bin, denkt jeder, dass ich 2016 alles in Grund und Boden fahren werde, aber so einfach ist das nicht. Ich versuche einfach, eins nach dem anderen zu erledigen. Es ist aufregend, ein Teil des Red Bull KTM Rally Factory Racing Teams zu sein. Für mich ist das Team wie eine große Familie und ich bin mir sicher, wir werden die Tage in Südamerika genießen. Wir müssen einfach alles dreimal überprüfen, aber abgesehen davon sind wir READY TO RACE.“
Toby Price KTM 450 RALLY & Rennequipment 2015
Fotos: KTM
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