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Jordi Viladoms: Erfahrungstransfer

Nach einer glänzenden, 10 Jahre andauernden Dakar-Karriere hängte Jordi Viladoms Anfang 2016 seinen Rennhelm an den Nagel und nahm eine wichtige Funktion im KTM Rally Team an. Als Sport Manager ist der Spanier fleißig damit beschäftigt, seine langjährige Erfahrung dazu zu nutzen, den offiziellen KTM-Werksfahrern den Weg zu noch mehr Siegen zu weisen.

Die Rallye Dakar 2017 steht vor der Tür und Jordi Viladoms spricht mit uns über seine neue Rolle im Red Bull KTM Rally Factory Racing Team und darüber, wie er plant, seinen Fahrern bei einem Rennen zur Seite zu stehen, das zwei überaus anstrengende Wochen verspricht …

Jordi Viladoms (ESP) 2016

Jordi Viladoms (ESP) 2016


Jordi, wie hat sich dein Leben verändert, seit du der Rally Sport Manager bei KTM wurdest? „Obwohl ich mehr als 10 Jahre Rennen gefahren bin, war alles neu, als ich der Sport Manager wurde. Ich musste viele Elemente meiner täglichen Routine und meinen Zugang zum Rennfahren und zu anderen Fahrern verändern. Es war eine steile Lernkurve, aber mein Ziel war immer das gleiche – den besten Weg zu finden, meine Erfahrung an unsere Athleten weiterzugeben, und ihnen zu helfen, jeden Tag ihr Bestes zu geben.“

Rückblickend war deine erste Saison als Rally Sport Manager bei KTM von vielen ersten Plätzen geprägt … „Die letzten 12 Monate waren stressig, aber es hat sich gelohnt. Nach dem Sieg von Toby Price bei der letztjährigen Rallye Dakar fuhren wir recht erfolgreich in der FIM Cross-Country Rallies-Weltmeisterschaft mit. Als Team gewannen wir alle Bewerbe, bei denen wir antraten. Am Ende heimsten unsere Fahrer Sam Sunderland und Toby Price die Plätze zwei und drei in der 2016er Weltmeisterschaft ein.“

Was sind deine Aufgaben in deinem neuen Job im Red Bull KTM Rally Factory Racing Team? „Ich bin für die Fahrer und ihre Leistungen zuständig. Während der Rennen kümmere ich mich um alle Details und versuche, meine Erfahrung sinnvoll zu nutzen. Der Schlüssel dazu ist, so viel wie möglich mit den Fahrern zu kommunizieren. Zusammen erarbeiten wir die Strategie für jedes Rennen und jede Prüfung. Wir haben viele Einsatzbesprechungen als Team, in denen ich die gefährlichsten Stellen der Prüfung herausstreiche. Ich habe an allen Rallye Dakars in Südamerika teilgenommen und kenne das Terrain sehr gut. Ich weiß, wie wichtig es ist, ein klares Ziel für jede Prüfung vor Augen und ein solides Team an Leuten zu haben, die ihr Bestes tun, um dir zu helfen.“

Laia Sanz (ESP) & Jordi Viladoms (ESP) KTM 450 RALLY Dakar 2016

Laia Sanz (ESP) & Jordi Viladoms (ESP) KTM 450 RALLY Dakar 2016


Deine Arbeit beschränkt sich aber nicht nur auf die Bewerbe selbst, richtig? „Ein riesiger Teil der Arbeit wird während der Saison erledigt. Wir haben ein Trainingscamp in Igualada in Spanien, wo alle unsere Fahrer im Vorfeld der Rallye Dakar viel Zeit verbringen. Dort haben wir Rally-Bikes zum Trainieren, Mechaniker, Begleitfahrzeuge und eine voll ausgerüstete Werkstatt. Zum Zwecke des Trainings mit Roadbook und Navigationssystem, habe ich außerdem einige Kurse in der Gegend zusammengestellt. Manche unserer Fahrer wie Toby Price oder Sam Sunderland bleiben zwischen den Rennen längere Zeit bei uns in Spanien. Unser Ziel ist es, unsere Fahrer möglichst optimal zu versorgen, um sie schneller und stärker zu machen und dafür zu sorgen, dass sie so viele Rennen wie möglich gewinnen.“

Vom Rallyfahrer zum Sport Manager. Wie stressig ist es, jetzt mit verschiedenen Persönlichkeiten umgehen zu müssen? „Es war eine große Herausforderung, aber eine, die ich gerne angenommen habe. Der Schlüssel besteht darin, jedes kleine Detail in deinem Zugang zum Rennfahren und zu anderen Menschen zu schärfen. Der Löwenanteil der Arbeit wird abseits der Rennen erledigt. Mit jedem Fahrer Zeit zu verbringen, ermöglicht es mir, sie viel besser kennenzulernen. Dank unserer starken Besetzung kommt es vor, dass unsere Fahrer untereinander um den Sieg bei Sonderprüfungen und Rallys kämpfen. Neben dem Erfolg des Einzelnen ist es meine Aufgabe, unser Team zusammenzuhalten und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten – KTM zum Sieg zu verhelfen.“

Jordi Viladoms (ESP) & Toby Price (AUS) Dakar 2016

Jordi Viladoms (ESP) & Toby Price (AUS) Dakar 2016


Wie gehst du mit der Verantwortung um, die 15-jährige Siegesserie von KTM bei der Rallye Dakar fortsetzen zu müssen? „Die Verantwortung ist gewaltig, aber wir haben alles, was wir brauchen, um unsere Siegesserie noch viele Jahre weiterzuführen. Ich fühle mich geehrt, mit solch herausragenden Fahrern arbeiten zu dürfen. Das Wettbewerbsniveau bei der Rallye Dakar ist unglaublich und so macht es die Sache erheblich einfacher, wenn man mit so talentierten und hart arbeitenden Fahrern antreten kann. Natürlich hab ich mich nicht mal eben über Nacht zum Sport Manager entwickelt. Ich begann bereits vor meiner letzten Rallye Dakar als Rennfahrer damit, mit KTM-Fahrern zu arbeiten. Das war kurz nachdem Marc Coma seinen Ruhestand bekanntgegeben hatte und wir alle bei KTM uns darüber bewusst wurden, dass es schwer werden würde, Ersatz für ihn zu finden. Unser Ziel war, all unseren Fahrer alles zu geben, was sie brauchten, um die Chance, die KTM-Siegesserie nicht abreißen zu lassen, zu maximieren. Toby Price verbrachte letztes Jahr einen Monat in meinem Haus und so fühle ich mich irgendwie wie ein Teil unseres großen Erfolgs im Jahr 2016.“

Auf welche Art möchtest du das Red Bull KTM Rally Factory Racing Team während der Rallye Dakar 2017 unterstützen? „Ich werde vor Ort sein, um mich um all die kleinen Details zu kümmern und die Fragen unserer Fahrer zu beantworten. Mit Ausnahme von Uruguay kenne ich die meisten Orte, durch die das Rennen führen wird. Ich kenne viele der Wege und habe vor, meine Erfahrung sinnvoll zu nutzen. In den Bergen von Bolivien kann das Wetter die Leistung eines Fahrers massiv beeinflussen. Ich werde vor Ort sein, um sicherzustellen, dass die Fahrer die richtige Ausrüstung haben, damit fertigzuwerden. Bei diesem Rennen zählt Erfahrung immer doppelt. Ich erinnere mich daran, als wir vor einigen Jahren die Küste von Chile befuhren und auf viele parallel verlaufende Wege trafen, die von den Fischern benutzt wurden. Bei der Rallye Dakar 2017 wird es mein Job sein, jene Stellen zu identifizieren, an denen die Fahrer besonders vorsichtig sein müssen. Wir haben mit unseren Fahrern großartige Beziehungen aufgebaut und sie vertrauen mir. Die Kombination aus ihrem Talent und Speed mit meiner Erfahrung kann den Unterschied ausmachen.“

Jordi Viladoms (ESP) 2016

Jordi Viladoms (ESP) 2016


Toby Price tritt bei der 2017er Rallye Dakar als Titelverteidiger an. Ist er für dich der Favorit auf den Sieg in Buenos Aires? „Der Sieg beim letzten Mal hat Toby definitiv zu einem starken Herausforderer gemacht, aber in einem Rennen wie der Rallye Dakar gibt es eigentlich keine Favoriten. Obwohl seine Siegchancen hoch sind, gibt es da noch eine lange Liste weiterer Anwärter, die alles geben werden, um zu gewinnen. Toby ist ein äußerst talentierter und intelligenter Fahrer. Diese Kombination könnte auch im Jahr 2017 wieder entscheidend sein.“

Neben Price besteht im KTM Rally Team aber kein Mangel an weiteren Talenten. Was erwartest du von deinen anderen Fahrern? „Da wäre einmal Matthias Walkner – ein intelligenter Junge, der jedes Rennen professionell angeht. Als ehemaliger Weltmeister hat er bewiesen, dass er Rallys gewinnen kann und genau weiß, was er tut. Nun gilt es für ihn, zwei lange Wochen in Südamerika alles zu geben. Sam Sunderland ist momentan einer der schnellsten Rallyfahrer. Er lebt in Dubai und verbringt so viel Zeit mit dem Trainieren in der Wüste, was ihm dabei geholfen hat, das Terrain besser lesen zu können. Er ist auf schnellen Abschnitten extrem stark und einer der fittesten Athleten in diesem Sport. Ich glaube, er hat das Potential, bei der Rallye Dakar 2017 gut abzuschneiden. Als fünffacher Enduro-Weltmeister hat Antoine Meo genug Erfahrung mit Rennmotorrädern, wurde aber aufgrund seiner Schmerzen für untauglich erklärt, am Rennen teilzunehmen. Der Mexikaner Ivan Ramirez wird seinen Platz bei der Rallye Dakar übernehmen. Und was Laia Sanz betrifft: Sie beeindruckt uns jedes Mal. Sie hat immer wieder bewiesen, wie stark sie sowohl mental als auch körperlich ist. Sie ist eine echte Kämpfernatur und arbeitet extrem hart.“


Fotos/Video: KTM

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