Gran Canaria – Anfang März. Media Launch der neuen KTM 790 DUKE. Die Journalisten sind durchweg begeistert vom jüngsten Spross der DUKE-Familie. Messerscharfes Handling – nicht umsonst haben die KTM-Entwickler der 790er den Beinamen „The Scalpel“ gegeben. Die neue 790er schließt die Lücke zwischen der 690er, dem stärksten 1-Zylinder auf dem Markt und dem „Beast“, der mehr als doppelt so starken KTM 1290 SUPER DUKE R. Bei der Präsentation in einem Flugzeughangar war die komplette Ahnenreihe der 790er zu bewundern, angefangen mit der Ur-DUKE, die vor genau 20 Jahren als KTM 640 DUKE „last edition“ von der DUKE II abgelöst wurde.
KTM 640 DUKE Last Edition © Leo Keller
Nach dem Neuanfang in den frühen 90er-Jahren ging es für KTM in eine neue Richtung: Zukünftig wollte KTM zweigleisig fahren und neben der Offroad-Palette für Enduro und Motocross auch im Segment der sportlichen Straßenbikes Präsenz zeigen. Mit der KTM 620 DUKE, später zur Unterscheidung von den Nachfolgemodellen oft als „DUKE I“ bezeichnet, entstand 1994 ein völlig neuer Fahrzeugtyp. Zwar hatten einige Eigenbauer und Zubehörhändler auf Basis von Enduros superhandliche Enduro-Umbauten geschaffen, um auf winkligen Landstraßen die Big Bikes zu erschrecken, aber Begriffe wie „Funbike“ oder „Streetfighter“ waren noch nicht erfunden. KTM machte gleich Nägel mit Köpfen. Statt sich auf den Austausch der Enduro-Bereifung gegen 17-Zoll-Räder zu beschränken, entstand auf Basis der LC 4-Hard Enduro ein völlig neues Motorrad. Keine Frage, die langhubige Enduro-Gabel musste einer voll einstellbaren WP-Upside-down-Gabel mit einer Bremsscheibe in der Größe einer Pizza weichen, auch hinten wurde mit WP gefedert und mit Scheibe gebremst. Eine Augenweide waren die breiten 17-Zoll großen Speichenräder und Gerald Kiska, auch heute noch für das Design der KTM-Bikes verantwortlich, sorgte dafür, dass man der DUKE ihre Abstammung von einer Enduro nicht mehr ansah.
DUKE – der Name, der seit über 20 Jahren Synonym für die KTM-Straßenbikes ist – war nicht etwa das Resultat aufwendiger Analysen, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern wurde erst wenige Tage vor der ersten Messepräsentation gefunden. Wolfgang Felber, der Produktverantwortliche, erinnert sich noch gut daran. Kurz vor der Messe hatte er in englischen und italienischen Wörterbüchern gesucht und eine Liste von verschiedenen Namen zusammengestellt, die er tags darauf Kalman Cseh, damals bei KTM für solche Entscheidungen zuständig, zeigte. Cseh sah sich die Liste kurz an und entschied sich spontan für „DUKE“. Geoff Duke war in den 50er-Jahren ein populärer englischer Rennfahrer und sechsmaliger Weltmeister, aber in der Motorradwelt wurde die KTM DUKE später immer mit „Herzog“, so die Übersetzung aus dem englischen, gleichgesetzt.
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KTM 640 DUKE Last Edition © Leo Keller
Die KTM 620 DUKE „first edition“ von 1994, lackiert in einem auffälligen metallic orange und schwarz, wurde noch mittels Kickstarter und manuellem Deko-Hebel zum Leben erweckt. „This bike is not for wimps – just Duke it“ war damals in der Konzeptbeschreibung zu lesen. Zwei Jahre später gab es die erste größere Überarbeitung. Die KTM 620 DUKE E „third edition“ erhielt 1996 ein neues Motorgehäuse mit zwei Ölpumpen und einen E-Starter, so dass der Fahrer die Wahl zwischen einem komfortablen Druck auf den Starterknopf oder dem Kickstarter hatte. Für den Sound war nun ein bei KTM gefertigter Edelstahlschalldämpfer zuständig. 1998 kam dann die letzte Version der Ur-DUKE in die Schaufenster, lackiert wieder in orange/schwarz und nun befeuert vom neuen 625ccm-Motor mit Ausgleichswelle. Die KTM 640 DUKE „last edition“ wurde nur 400-mal gebaut und ist in gut erhaltenem Zustand heute ein gesuchtes Liebhaberstück. Abgelöst wurde die „last edition“ von der KTM 640 DUKE II mit stark überarbeitetem Design.
2005 kam mit der KTM 990 SUPER DUKE eine zweite Modellreihe des Naked Bikes, angetrieben von einem großvolumigem V2-Motor, in den Handel und drei Jahre später gab es einen komplett neuen hochmodernen 1-Zylindermotor für die KTM 690 DUKE, das Nachfolgemodell der DUKE II.
Neben der neuen KTM 790 DUKE bietet KTM im Naked-Segment aktuell die KTM 125 DUKE, KTM 390 DUKE, KTM 690 DUKE und die KTM 1290 SUPER DUKE R an, befeuert von Singles, dem neuen LC8c-Reihenmotor der 790er oder dem bärenstarken V2 der SUPER DUKE R. In einigen südamerikanischen und asiatischen Ländern wurde die KTM-Naked-Bike-Reihe um die KTM 250 DUKE erweitert.
Da sollte doch für jeden etwas dabei sein – just Duke it!
KTM 790 DUKE MY2018 © KTM
Fotos: Leo Keller | KTM
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