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#inthisyear 1995: Hart, härter, Erzberg – 20 Jahre Erzbergrodeo

Schneller, höher, weiter – die olympische Devise gilt natürlich auch für den Motorsport. In Europa ist der Erzberg für das Kapitel „höher” zuständig. Während das amerikanische „Pikes Peak-Rennen” seit einigen Jahren auf vollständig asphaltierter Piste ausgetragen wird, ist der Erzberg „offroad pur” geblieben.

Vom 29. Mai bis 1. Juni steigt in der Steiermark die 20. Auflage des härtesten Offroad-Rennens der Welt – das Erzbergrodeo.


1981 war aus dem Geländesport der Endurosport geworden, aber selbst eine Straffung der beinahe inflationären Zahl unterschiedlicher Hubraumklassen und ein neues Reglement konnten aus den Zuverlässigkeitsfahrten keine publikumswirksame Sportart machen. Da half auch die 1990 eingeführte Weltmeisterschaft nicht. Der Endurosport war und blieb mit seinen kaum zu durchschauenden Abläufen ein reiner Insidersport. Die Zuschauer wollten aber nicht auf die allabendlichen Ergebnislisten warten, um zu wissen, wer gewonnen hatte, sondern wie beim Motocross hautnah den Sieger erleben. Sieger ist, wer als erster die Ziellinie überquert – ganz einfach.

Die neuen Varianten des Endurosports hatten wenig gemein mit dem traditionellen Geländesport, eher mit einer Rally vergleichbar – nun gab es echte Rennen, anders als beim Motocross aber auf sehr anspruchsvollem und selektivem Geläuf.  Andreas Werth und Karl Katoch, zwei österreichische Motorradjournalisten, hatten dann die zündende Idee: ein knackiges Endurorennen mit überschaubarem Reglement musste her. Der Erzberg, wo seit dem 11. Jahrhundert Eisenerz abgebaut wird, drängte sich mit seinen Schotterstraßen und endlosen Geröllhalden als Location geradezu auf. „Dabei sein ist alles” – auch die zweite olympische Devise gilt für den Erzberg. Das ist kein Wohlfühlenduro – je weniger Fahrer es am Ende ins Ziel schaffen, desto besser für den Anspruch, das härteste Enduro-Rennen der Welt zu sein.

120 Hard Core-Enduristen trafen sich 1995 zur Premiere im Städtchen Eisenerz, um dort an einem „Sicherheitstraining” teilzunehmen – die findigen Macher waren auf diese Idee gekommen, um der restriktiven österreichischen Genehmigungspraxis für Enduroveranstaltungen ein Schnippchen zu schlagen. Unter den Teilnehmern, überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, war auch ein Exot vom anderen Ende der Welt: Alfie Cox aus Cato Ridge – in der europäischen Enduro-Szene kein Unbekannter. Der südafrikanische Enduro-Superstar, bereits siebenmal Roof of Africa-Gewinner, hielt sich damals bei Bert von Zitzewitz in Norddeutschland auf und bestritt von dort aus die Enduro-Weltmeisterschaft. Zum Erzberg nach Österreich war es, zumindest für südafrikanische Verhältnisse, von Karlshof aus nur ein Katzensprung, da kam die Einladung zum Erzbergrodeo gerade recht.


Dass dem Südafrikaner die schwere Strecke gelegen kam, sollte eigentlich nicht wundern, war er doch aus seiner Heimat extremes Terrain gewohnt. Am Ende der Erzberg-Premiere hieß es dann auch nicht ganz unerwartet: “And the winner is Alfie Cox, South Africa”.

Karl Katoch, einer der Initiatoren und heute Rennleiter, erinnert sich gerne an Alfie Cox: „Ein stämmiger, netter sportlicher Typ, bei dem Motorradl-Fahren an erster Stelle steht. Der Alfie Cox war der „hero”, der auch in den Medien gut angekommen und international ein Sprachrohr für das Erzbergrodeo war. Da gibt’s eigentlich nicht viel zu sagen, er war damals einer der besten Endurofahrer.”


Es dauerte nicht lange und der Erzberg war das Mega-Event in der Offroadszene.

Die Regeln sind recht schnell erklärt: am Freitag und Samstag startet jeder der 1.500 Teilnehmer zum Prolog auf der 30 Meter breiten Schotterpiste. Das Ziel befindet sich etwa 14 Kilometer weiter und in 1.466 Metern Höhe. Hier zählt nur eins: Vollgas. Die schnellere der beiden Tageszeiten wird gewertet. Startberechtigt für das sonntägliche Red Bull Hare Scramble sind die schnellsten 500 Fahrer aus dem Prolog.

„Willkommen in der unbarmherzigen Realität des Red Bull Hare Scramble, dem härtesten Offroad Single-Race der Welt!” ist auf der Veranstalter-Webseite zu lesen. Und das ist sicherlich nicht übertrieben. Wenn dann Punkt 12 Uhr die Startflagge fällt, haben die Fahrer genau vier Stunden Zeit für die 30 Kilometer lange Strecke auf den Erzberg-Gipfel und zurück ins Ziel. Während es für viele bereits an der ersten Steilauffahrt schon „Ende Gelände” heißt, erwarten die Besten der Besten alle erdenklichen Grausamkeiten der Enduro-Welt, die solch harmlose Namen wie „Wasserleitung”, „Badewanne”, „Schrägaufzug” oder „Carl’s Dinner”, dem wohl schwierigsten Abschnitt, tragen. Hinter Checkpoint 7 beginnt die „No help zone”, was die Sache nicht unbedingt einfacher macht – jede fremde Hilfe ist ab hier verboten.

Eine Handvoll Fahrer sollte es ins Ziel schaffen – sind es mehr, war das Hare Scramble wohl zu leicht. 2013 erreichten 14 Fahrer den Gipfel. Wetten, dass Rennleiter Karl Katoch für die Jubiläumsveranstaltung noch die eine oder andere Teufelei einfällt?

Für die Motorräder aus Mattighofen ist der Erzberg jedenfalls ein gutes Pflaster, neben Alfie Cox haben sich mit Giovanni Sala, Juha Salminen, Cyril Despres oder David Knight die KTM Stars der Enduro- und Rallyszene schon in die Siegerliste eintragen können. Absoluter Erzberg-King ist aber Taddy Błazusiak, der gleich fünfmal in Folge als Erster das Ziel erreichte.

Den Livestream vom Red Bull Hare Scramble beim 20. Erzbergrodeo gibt es am 1. Juni ab 11 Uhr auf www.ktm.com.


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