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Interview mit Marc Coma: Fünfter Erfolg bei der Rally Dakar

KTM Werksfahrer Marc Coma feierte Mitte Januar einen beeindruckenden fünften Sieg bei der Rally Dakar und bescherte KTM damit den 14. Sieg in Serie beim härtesten Offroad-Rennen der Welt. Gut zwei Wochen nach der Zieldurchfahrt ist Coma zurück in seiner Heimat im spanischen Avià. Nach wie vor glücklich über den Sieg, aber sichtlich erschöpft nach dem Rennen und zahlreichen Interviews und Feiern, trafen wir den Dakar-Piloten, um mit ihm über sein erfolgreiches Rennen zu sprechen.

„Natürlich ist das ein super Gefühl und ich bin überglücklich. Jeder einzelne im Team hat hart für diesen Erfolg gearbeitet; jeder wusste genau, was er zu tun hat. Bei einem Rennen wie der Dakar ist es wichtig, so ein eingespieltes und verlässliches Team zu haben. Bereits die Vorbereitungsphase ist wichtig, um es bis ins Ziel zu schaffen. Technisch lief alles perfekt, aber auch physisch habe ich mich gut gefühlt und ich bin gut gefahren. Es war wieder mal ein anstrengendes und enges Rennen, aber am Ende haben wir die Dakar erneut für uns entschieden.”


Die richtige Strategie ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Dakar. Normalerweise verfolgen die Teams von Beginn an eine bestimmte Strategie, aber nach Problemen an Tag 2, war Marc Coma gezwungen seine Strategie zu ändern. Er verlor zwölf Minuten auf den Führenden und musste mehr riskieren, was sich am Ende auszahlte. Auf den Marathonetappen verloren seine Konkurrenten aber wertvolle Zeit, was einen Strategiewechsel trotz des harten Wettkampfs dann überflüssig machte.

„Dass wir die Marathonetappen gut überstanden haben, war ein Schlüssel zum Erfolg, besonders in der zweiten Woche. Es ist wichtig, eine gute Balance zu finden. Zwar muss man schnell, gleichzeitig aber vorsichtig sein und nicht nur Vollgas geben. Man muss auf die Reifen und das Material achten, um sicher zu sein, dass man es bis ins Ziel schafft.“

Die zweite Etappe durch die Salzwüste, die zuvor nicht Teil der Route war, sorgte für Gesprächsstoff, da die extremen Bedingungen zahlreiche Fahrer zur Aufgabe zwangen.


„Es ist schwierig, die Rennen zu vergleichen. Die Bedingungen in der Salzwüste waren extrem. Das Salz, das Wasser und die Kälte haben den Motorrädern ziemlich zugesetzt – so etwas gab es vorher noch nicht. Die Salzwüste und die Etappen durch Bolivien waren für mich das Highlight dieser Dakar. Daran werde ich mich immer erinnern, aber es war am Limit.“

„Als wir alle zusammen nebeneinander aufgereiht vor dem weißen Horizont standen und gestartet sind, wussten wir noch nicht, dass es ein reiner Überlebenskampf sein würde, überhaupt ins Ziel zu kommen. Ein großartiger Sieg, aber eine Belastungsprobe für den Motor. Es war nicht leicht, das richtige Maß zu finden.“

„Am zweiten Tag hatten wir fast 50 Grad, an einem anderen dann minus zehn. Ich denke das gibt einen guten Eindruck von den Bedingungen, die bei der Dakar herrschen. Alles ist möglich. Die unterschiedlichen äußeren Umstände machen jeden Tag zu einer Herausforderung. Normalerweise ist der letzte Tag ziemlich entspannt, aber dieses Jahr war es irgendwie anders.“


Die letzte Etappe wurde wegen der extrem starken Regenfälle vorzeitig abgebrochen. Coma erreichte das Ziel als Erster und feierte seinen fünften Sieg bei einem Rennen, das sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert hat – anderer Kontinent, anderes Reglement.

„Die Bedingungen am letzten Tag waren ziemlich schwierig. Unsere Reifen waren dafür nicht ausgelegt, unsere Motorräder sind schwer und die Bedingungen waren gefährlich. Ich habe mich konzentriert und versucht einen guten Rhythmus zu finden. Unter diesen Umständen stürzt man schnell und als ich dann die rote Flagge sah, dachte ich nur ‘Wow, jetzt ist es vorbei’.“

„Jedes Jahr wird das Rennen schwieriger und die Konkurrenz stärker. Die anderen Teams holen auf, aber wir sind immer noch an der Spitze. Es ist das erste Mal, dass ich die Dakar zweimal hintereinander gewonnen habe. 2006 war ich zum ersten Mal erfolgreich. Eine lange Zeit, in der sich das Rennen verändert hat. Ein anderer Kontinent, ein anderes Motorrad, aber wir haben die Veränderungen alle gemeistert. Das macht diesen Sieg zu etwas Besonderem, denn wenn man damals und heute betrachtet, dann sind es zwei komplett verschiedene Rennen.“

„Wir wussten natürlich, dass Paolo (Goncalves) und Joan (Barreda) starke Konkurrenten sein würden. Bei den Weltmeisterschaftsläufen haben sie großartige Leistungen gezeigt, daher habe ich erwartet, dass sie um die Spitze mitfahren würden, aber auf das Ergebnis können wir dennoch sehr stolz sein.“


Der Erfolg bei der Dakar ist eine Teamleistung. Letztes Jahr beendete Jordi Viladoms die Dakar als Zweiter. Auch dieses Jahr unterstützte er seinen Teamkollegen, bis er das Rennen auf der Etappe über die Salzwüste vorzeitig beenden musste.

„Jordi hat mir auf der ersten Marathonetappe und zu Beginn des Rennens sehr geholfen. Es ist schade, dass er aufgeben musste. Er war eine große Unterstützung, genauso wie Ruben (Faria). Ein paar Tage bin ich allein an der Spitze gefahren, verfolgt von den Honda-Fahrern. Am Ende sind wir da draußen auf uns gestellt. Es ist wichtig, dass wir fair miteinander umgehen und keiner verrückte oder dumme Sachen macht – ich denke, darum geht es bei der Dakar.“

Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen verbreitete sich ein Video, in dem zu sehen ist, wie Coma anhält, um für ein Selfie mit einem Fan zu posieren. Etwas überraschend, mitten in einem Rennen!

„Ich war überrascht; ich habe nicht gedacht, dass das jemand filmen würde. Am Straßenrand standen ein paar Leute und ich habe ein kleines Schild mit meinem Namen gesehen. Es war nur eine Verbindungsetappe und ich hatte ein bisschen Zeit, deshalb habe ich angehalten. Während einer Etappe kann ich natürlich nicht einfach anhalten, aber hier hatte ich Zeit und die Fans haben sich gefreut!“


Für die anderen Piloten des KTM Teams war es ein Wechselbad der Gefühle. Sam Sunderland musste das Rennen nach einem Sieg auf der ersten Etappe frühzeitig beenden, der Österreicher Matthias Walkner erreichte in seinem Rookie-Jahr einen Etappensieg und lag unter den Top-10, als er mit gesundheitlichen Problemen aufgeben musste und Dakar-Debütant Toby Price stand am Ende sogar auf dem Podium. Coma zeigte sich beeindruckt von den Leistungen der jungen Fahrer und arbeitet selbst mit ausgewählten jungen Talenten, um sie auf die Dakar vorzubereiten.

„Das ist die Dakar. Du machst einen Fehler und bezahlst dafür ein ganzes Jahr. Es ist schade, denn Sam hat großes Potenzial, aber er hat einen Fehler gemacht und einen hohen Preis dafür gezahlt. Er ist noch jung und hat noch viele Rennen vor sich. Er muss sich nicht zusätzlich unter Druck setzen und kann die Zeit nutzen, um dazuzulernen.“

„Großen Respekt habe ich vor Toby. Im ersten Jahr als Rookie gleich aufs Podium zu fahren, verdient Anerkennung. Man kann erahnen, wieviel Potenzial er hat. Das erste Mal dabei und dann gleich auf dem Podium und das mit so konstanten Leistungen. Matthias hat stark begonnen und ein paar gute Ergebnisse eingefahren, musste der Anstrengung aber am Ende Tribut zollen. Aber er hat einen guten Eindruck vom Rennen bekommen und kann sich für das nächste Jahr noch besser vorbereiten. Die Ergebnisse unterstreichen aber definitiv sein Potential. Ich bin zuversichtlich, dass das Team auch in Zukunft erfolgreich sein wird.“


Schon seit den 1990er Jahren, als Heinz Kinigadner KTM Rallys bestritt, sind Rally-Siege etwas Besonderes für KTM. Noch einmal betont Coma, wie wichtig es ist, ein Team um sich zu haben, das auch unter schwierigen Bedingungen perfekte Arbeit leistet.

„Das Team hat natürlich einen großen Anteil am Sieg. Besonders, wenn man bedenkt, wie das Motorrad am Ende einer Etappe aussieht. Nach der Salzwüste mussten sie das Bike von Null wieder aufbauen. Sie haben alle Teile ausgetauscht, die wir laut Reglement tauschen durften, ohne eine Zeitstrafe zu riskieren. Es ist beruhigend zu wissen, dass, wenn du Schlafen gehst und nur noch der Rahmen steht, am nächsten Morgen wieder ein perfekt vorbereitetes Motorrad auf dich wartet.“

„14 Siege sind unglaublich. KTM kann sehr stolz sein, dahinter steckt eine Menge Arbeit. Im Rally-Team und bei allen Anderen, die in dieses Projekt involviert sind, herrscht ein besonderer Geist, der vor vielen Jahren mit Hans Trunkenpolz begann und nach wie vor in Menschen wie Stefan (Huber) lebt. Diese Motivation ist so wichtig.“


Seit seiner Rückkehr aus Südamerika war Coma hauptsächlich mit Presse- und PR-Terminen beschäftigt. Nach einer wohlverdienten Erholungspause beginnt bereits die Planung für die neue Saison und auch ein Besuch des KTM Werks im oberösterreichischen Mattighofen ist geplant.

„In der Woche nach der Dakar war viel los. Es ist schön wieder zu Hause zu sein, aber in Spanien war nach diesem Erfolg viel los und es gab eine Menge zu tun. Ich bin zuversichtlich, dass ich nächste Woche eine Pause einlegen kann, um den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken. Physisch fühle ich mich immer besser. Ich schlafe gut und fühle mich schon besser als letzte Woche, aber trotzdem brauche ich eine Pause. Jeden Tag erzählt man die gleichen Dinge und ich muss mal komplett abschalten, um zu realisieren, was passiert ist.“

„Geplant ist auch ein Besuch bei KTM, um die Leute zu sehen, die nicht bei der Dakar waren und einen Plan für die Saison zu entwickeln. Dann beginnt schon wieder die Saisonvorbereitung. Das ist noch ein wichtiger Punkt, bevor ich ein paar Tage Urlaub machen kann und dann beginnt alles von vorne!“


Fotos: Marc Coma | www.ktmimages.com

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