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Die Route der 2018er Dakar

Sanddünen so hoch wie Berggipfel. Extreme Höhenunterschiede. Unberechenbares Wetter. Kräftezehrende Distanzen. Die Route der 2018er-Ausgabe der Rallye Dakar verspricht die härteste aller Zeiten zu werden.

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY Dakar 2017 © Marcin Kin


In den letzten Jahren wurde die Rallye Dakar in Südamerika ausgetragen. Wie ihr Name schon sagt, war das aber nicht immer so. Zum ersten Mal fand die Rallye Dakar im Jahre 1978 statt. Damals machten sich die Teilnehmer in Paris auf die 10.000 km lange Reise durch die Wüsten Afrikas zum Ziel im berühmten Lac Rose bei Dakar in Senegal. Bei ihrer Erstaustragung starteten 182 Fahrzeuge in der Hauptstadt Frankreichs, das Ziel sahen aber nur 74. Die Veranstaltung wuchs in den 80er- und 90er-Jahren stetig und verbuchte im Jahr 2005 – mit 688 Startern – ihren bisherigen Teilnehmerrekord.

2008 sollte die Rallye – wie auch schon die beiden Jahre zuvor – in Lissabon starten. Ein Terroranschlag in Mauretanien Ende 2007, der fünf französische Touristen das Leben kostete, bereitete den Veranstaltern aber ernste Sorgen. Aus diesem Grund wurde die 2008er-Ausgabe der Veranstaltung abgesagt – die Zukunft der härtesten Rallye der Welt schien ungewiss.

Glücklicherweise aber boten sich Chile und Argentinien an, die Veranstaltung im Jahr 2009 auszutragen. Der Name Dakar blieb bestehen, die Rallye wird aber seither in Südamerika ausgetragen. Trotz des Szenenwechsels setzte KTM seinen Siegeszug fort und hält – die Rallye Dakar 2017 eingerechnet – bei 16 Siegen in Folge weiter an.

Matthias Walkner (AUT, #16), Sam Sunderland (GBR, #14) & Gerard Farres Guell (ESP, #8) KTM 450 RALLY Dakar 2017 © Rally Zone


Im Jahr 2018 wird die Route der Dakar durch drei Länder – Peru, Bolivien und Argentinien – führen. In jedem Land erwartet die Teilnehmer ein völlig anderes Terrain – von den Sanddünen Perus, über die Berge von Bolivien bis zu den schnellen Pfaden und Flussbetten im Herz Argentiniens.

Rally Dakar Route 2018 © www.dakar.com


Peru Seit Peru 2012 zum ersten Mal Teil der Rallye Dakar und 2013 Gastgeber der Eröffnungszeremonie gewesen war, wurden in diesem Land keine Sonderprüfungen mehr gefahren. Am Ende der 2017er-Ausgabe hatte die Regierung Perus den Wunsch geäußert, wieder Teil der Rallye zu werden, und dieses Bestreben in enger Zusammenarbeit mit der Veranstalterorganisation ASO in die Tat umgesetzt.

So werden die ersten sechs Sonderprüfungen in Peru stattfinden und die Teilnehmer kopfüber in die Sanddünen der Wüste Perus stürzen. Da die Motorräder oft als erste in jede Prüfung starten, wird es deshalb für die Motorradfahrer gleich von Anfang an schwierig werden. Die Herausforderung, ihren Weg durch den tiefen Sand und zwischen den hohen Dünen zu finden, wird die Sache nicht leichter machen.

„Ich glaube, dass viele Fahrer in den letzten Jahren den Sand vermisst haben, aber nach einer Woche in Peru werden sie ihn sicher wieder satt haben“, scherzt Laia Sanz.

Sonderprüfung Nummer 5 von San Juan de Marcona nach Arequipa wird die Ausdauer und Navigationsfähigkeiten der Fahrer gehörig auf die Probe stellen. Die Prüfung ist brutale 770 km lang, wovon 264 km gezeitet werden. Die Motorräder und Quads nehmen dabei eine andere Route als die Autos und Lastwagen. Die Prüfung wird im Morgengrauen gestartet und führt die ersten 30 km durch gewaltige, wie Berge aufragende Sanddünen. Die Fahrer werden präzise Navigation und die Fähigkeit, das Terrain zu lesen, nicht nur für schnelle Zeiten benötigen, sondern auch dafür, überhaupt sicher anzukommen.

Am Donnerstag, den 11. Januar, verlassen die Teilnehmer Arequipa in Peru und nehmen im Laufe der sechsten Prüfung Kurs auf die höchstgelegene Hauptstadt der Welt – La Paz in Bolivien. Mit insgesamt 758 km ist auch diese Prüfung wieder eine lange und führt die Fahrer aus der Wüste heraus und auf eine Seehöhe von 2.500 m auf dem Altiplano in Bolivien.

Laia Sanz (ESP) KTM 450 RALLY Dakar 2017 © Marcin Kin


Bolivien Die größte Herausforderung beim Rennfahren in Bolivien ist die große Höhe. Der Ruhetag am Freitag, den 12. Januar, wird in der Hauptstadt La Paz – buchstäblich atemberaubende 3.640 m über dem Meeresspiegel – abgehalten. Selbst nach dieser Verschnaufpause und der Möglichkeit, sich an die Bedingungen anzupassen, wird die Durchquerung Boliviens kein Zuckerschlecken.

Ein Teil der Herausforderung besteht darin, mit der zusätzlichen Müdigkeit, die das Rennfahren in solch großer Höhe mit sich bringt, fertigzuwerden – der Sauerstoffgehalt der Luft ist schließlich deutlich geringer – als weiter unten. Aus diesem Grund betreiben Fahrer vor der Dakar gerne Höhentraining – viele begeben sich zum Skifahren und Trainieren in die europäischen Berge, bevor sie im Januar nach Südamerika abreisen.

„Wintertraining ist wichtig, weil alle Fahrer an verschiedenen Dingen arbeiten müssen. Ich verbringe so viel Zeit wie möglich am Bike, halte mich im Winter aber auch mit verschiedenen anderen Methoden wie Wandern in großer Höhe fit. Das ist sehr gut für die Fitness“, so Matthias Walkner.

Sonderprüfung 7 führt in Richtung der Stadt Uyuni aus La Paz heraus. Die erste der ausschließlich in Bolivien stattfindenden Prüfungen bedeutet für die Teams eine neue Kulisse und stellt die erste Hälfte der ersten Marathonprüfung dar. Wieder werden die Fahrer ihre ganzen Navigationsfähigkeiten und – auf den schwierigen Pfaden nach Uyuni – viel Aufmerksamkeit benötigen. Nach insgesamt 726 km im Sattel werden die Fahrer die Nacht im Camp verbringen. Dort müssen sie selbst alle Servicearbeiten am Bike verrichten – ihr Team darf ihnen dabei nicht helfen.

Der zweite Teil dieser Marathonprüfung ist gleichzeitig die längste Einzelprüfung der Rallye. Im Zuge der 498 gezeiteten Kilometer müssen sich die Fahrer dabei auf über 3.500 m Seehöhe mit Sanddünen herumschlagen. Bei dieser Prüfung wird sich die Spreu vom Weizen trennen, bevor das Feld die letzten sechs Renntage auf sich nimmt.

Als wäre die Sache nicht schon anstrengend genug, kann auch das Wetter in Bolivien zu einer Herausforderung werden. In solch großer Höhe kann es sich schnell und dramatisch ändern und die Bedingungen für die inzwischen völlig verausgabten Fahrer noch einmal härter machen.

„Wenn Faktoren wie Hitze, Kälte, das Terrain und die Seehöhe hinzukommen, wird alles noch schwieriger. Das Härteste ist, dass sich im Laufe der Tage viel ansammelt. Das ist wie ein Schneeballeffekt und stresst dich körperlich und mental“, erklärt Sam Sunderland.

Matthias Walkner (AUT) KTM 450 RALLY Dakar 2017 © Marcin Kin


Argentinien Die schnellen Pfade und Flüsse Argentiniens haben seit dem Umzug der Dakar nach Südamerika bereits Legendenstatus angenommen. Das heimtückische Terrain, zusammen mit der unbarmherzigen Hitze, macht den Fahrern nicht nur das Leben schwer, sondern verleitet sie auch zu Fehlern. Zu diesem Zeitpunkt liegen bereits fast 5.000 km hinter den Teilnehmern – entsprechend ausgelaugt werden sie physisch wie psychisch sein. Das Vermeiden von Fehlern ist aber einer der Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Dakar. In Anbetracht des brutalen Terrains und der schwierigen Navigation ist es selbst für die erfahrensten Fahrer nur allzu leicht, einen solchen Fehler zu machen.

Die Motorräder und Quads dürfen sich in Argentinien auf eine zweite Marathonprüfung freuen. Wenn die Fahrer nach 484 km und dem Ende der 11. Sonderprüfung wieder im Camp übernachten, müssen sie sich wieder selbst um ihre Bikes kümmern. So ist man auf diesen Marathonprüfungen nicht nur gut beraten, die eigenen Energiereserven, sondern auch das eigene Bike zu schonen.

“… du musst etwas vorsichtiger fahren, damit du keinen Unfall baust und das Bike beschädigst. Wenn etwas kaputtgeht, könnte das nämlich das Ende deines Rennens bedeuten“, fügt Laia Sanz hinzu.

Wenn sie die zweite Marathonprüfung überstanden haben, müssen die Teilnehmer nur mehr zwei Tage durchhalten. Mit Sonderprüfung 13 hält Freitag, der 19. Januar, allerdings eine der brutalsten der ganzen Veranstaltung bereit. Die bereits völlig abgekämpften Fahrer erwartet eine 904 km lange Prüfung mit 423 gezeiteten Kilometern. Besonders nach fast zwei Wochen im Sattel wird das Terrain mit den Sanddünen von San Juan besonders an den Kräften der Teilnehmer zehren. Die Führenden werden diese Prüfung nutzen, um einige Sekunden herauszuholen, ohne zu viel Risiko einzugehen – ein Ausfall so kurz vor dem Ziel wäre niederschmetternd.

Obwohl sie mit 284 km bei weitem nicht die längste ist, wird auch die letzte Sonderprüfung am Stadtrand von Cordoba dank circa 30 Flussdurchquerungen zu einer Herausforderung. Die Teilnehmer müssen bis zum Ende voll konzentriert sein, um die Rallye erfolgreich zu beenden.

„Die Dakar ist anders als andere Rennen – Ankommen alleine ist schon eine große Leistung. Mein Plan ist, wie im letzten Jahr vorzugehen: gleichmäßig schnell zu fahren und jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt. Hoffentlich wird das mir und meinem Team zu einem weiteren Sieg verhelfen“, so der Sieger der Rallye Dakar 2017, Sam Sunderland.

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY Dakar 2017 © Marcin Kin


Die 2018er Dakar in Zahlen:

  1. 3 Länder

  2. 14 Sonderprüfungen

  3. 2 Marathonprüfungen für Motorräder und Quads

  4. 5 Tage auf über 3.000 m Seehöhe

  5. Eine Gesamtdistanz von fast 9.000 km, 4.500 davon gezeitete Sonderprüfungen

Fotos: Marcin Kin | Rally Zone | www.dakar.com

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