Bei einem seltenen Besuch in der Werkstatt des Custom-Stars in Kalifornien, sprach Roland Sands mit dem KTM BLOG über seine Meinung zu den orangen Bikes.
Wenn man einen etwas anderen Blick auf Motorräder werfen und die Custom-Bike-Szene hautnah erleben will, gibt es dafür kaum einen besseren Ort als Kalifornien. Im Stadtteil Los Alamitos im Süden vom LA liegt die Werkstatt von Roland Sands. Der 41-Jährige hat mit seiner Kreativität in den letzten 10 Jahren nicht nur an KTMs – auch an anderen Bikes – bemerkenswerte Arbeiten vollbracht. Bei einem kurzen Blick auf seine Webseite findet man Modelle wie die KTM 450 (Road Racer), 690 Cafemoto und Tracker, das dem 2013 verstorbenen Kurt Caselli gewidmete RSD Kurt Caselli Bike sowie mindestens sechs andere kreativ umgestaltete KTMs. Wir trafen den ehemaligen 250 GP AMA Road Racing Champion für ein kurzes Gespräch über seine Vision und seine Vorliebe für die orangen Bikes. Obwohl unser morgendliches Treffen in seiner vollgestopften, aber makellos geordneten Werkstatt (gleichzeitig Büro und Lager) ständig von Anrufen, Fragen und Terminanfragen seiner vielbeschäftigten Mitarbeiter unterbrochen wird, ist Roland ein freundlicher und engagierter Gesellschafter.
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Der Name ‘Roland Sands’ steht in der Custom Bike-Szene für Erfolg. Seine kreativen Designs, bei denen Vorlieben und Ideen keine Grenzen gesetzt sind, erhalten viel (mediale) Aufmerksamkeit. Auf seinem Gelände stehen europäische Marken, Retro-Dirt-Tracker und Trial Bikes, Naked Bikes, Cruisers, Sport Tourer und Offroad-Bikes. Beziehungen zu Firmen wie Bell Helmets, mehreren Motorradherstellern und die Entwicklung seiner eigenen Bekleidungslinie zeigen eindrucksvoll, wie das Geschäft und die Marke ‘RSD’ in nur elf Jahren gewachsen ist, obwohl Roland anfänglich nur zeichnete, um seine Rennsportaktivitäten zu finanzieren.
„Erfolg ist ein launenhaftes Ding“, erzählt er uns mit einem Grinsen, während er hinter seinem großen Schreibtisch sitzt und fast hinter einem riesigen Monitor verschwindet. „Umso besser du deinen Job machst – und ich versuche immer weniger zu versprechen und am Ende mehr zu liefern – umso leichter baust du einen guten Ruf auf; neue und größere Projekte kommen dann von ganz alleine.“
Im Erdgeschoss steht eine Diavel, die auf ihr neues Design wartet. Zur Zeit stehen keine KTMs bei Roland, aber wir erkennen ein Lächeln und eine gewisse Anerkennung in seinem Gesicht, als wir mit ihm über die orangen Motorräder sprechen wollen und warum er zu den ersten prominenten Custom Bike-Designern gehörte, die mit den Bikes aus Mattighofen arbeiteten.
„Für mich ist KTM eine sehr unverfälschte Marke und mir gefiel, dass sie eine Zeit lang so etwas wie der Underdog waren … mittlerweile kann man das wohl nicht mehr über sie sagen!“, beschreibt er seinen Eindruck. „Was sie bei den Motocross-Modellen und den neuen 690ern gemacht haben – die wahrscheinlich vor allem bei den jungen Kunden gut ankommen – ist hochqualitative Arbeit.“
„Es ist eine einzigartige und coole Basis für ein Custom Bike“, erklärt er. „Als ich die 690er zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich ‘mit diesem Bike müssen wir was machen!’ Es ist einfach ein großartiges Street Bike. Der erste Super-Single, den wir für die Straße gebaut haben, war eine KTM 530; eines meiner Lieblingsbikes, das ich heute noch besitze. Es war ein cooles Projekt: Ein Offroad-Bike in einen Café Racer zu verwandeln. Ergibt das irgendeinen Sinn? Für uns schon!“
KTM 530 Café Custom
Da Roland und sein kleines Team an Ingenieuren/Designern (wir sehen nur zwei Leute in der Werkstatt, währen wir in Los Alamitos sind) viele Motorräder bis ins Detail kennen, waren wir neugierig, seine Meinung zum Innenleben einer KTM zu hören.
„Zu versuchen, einen Tank um den Gitterrohrrahmen zu bauen, kann interessant sein; aber es ist auf jeden Fall leichter als bei Aluminiumrahmen“, sagt er. „Ich mag die KTM-Architektur und die Details wie die Gitterrohrrahmen, die sich sehr gut für Custom-Umbauten eignen. Wenn du eine KTM auseinandernimmst, dann siehst du neue Linien und Ideen. Ich denke, es werden bald noch mehr Leute KTMs für Custom-Umbauten nutzen und ich bin irgendwie stolz, dass wir zu den ersten gehörten, die das möglich und bekannt gemacht haben. Vielleicht haben wir andere zum Umbau von KTMs inspiriert, weil sie erst später realisiert haben, was für uns bereits offensichtlich war.“
Was war so offensichtlich? Warum ein oranges Bike? „Da KTMs für den Renneinsatz gebaut sind, fallen mir Worte wie ‘stark’ oder ‘ausgefallen’ ein. Es ist etwas, das nicht jedem gefällt, aber definitiv einer Gruppe von Fahrern, die schnell fahren wollen. Es ist aggressiv. Die 1290 SUPER DUKE R ist einfach verrückt. Wahnsinn und bietet so viel Fahrspaß. KTMs entschuldigen generell nichts in ihrer Aggressivität und mir gefällt das.“
„Bei KTM hat jedes Bike die Basis eines Rennmotorrads; deshalb geht es bei unserem Job eigentlich nur darum, es nicht zu vermasseln!“
Für einen ehemaligen Rennfahrer wie Sands ist es nicht schwierig, die Verbindung zwischen KTM und der Rennstrecke herzustellen. Die ‘450’ ist ein großartiges Beispiel, aber es gibt eine traurige (und seltsamerweise irgendwie schöne) Geschichte hinter dem Caselli-Bike.
„Für mich bedeutete KTM schon immer Rennsport“, erklärt er. „Ich kannte einige Jungs, die mit KTM gefahren sind. [Kurt] Caselli war ein Freund und jemand, für den wir eine Custom-DUKE bauen wollten … als er verstarb, war es ein Schock. Wir vermissen ihn. Wir hatten die Möglichkeit, in seinem Gedenken dieses Vintage-Dirt-Bike mit Red Bull für den ‘On Any Sunday’-Film zu bauen und ich denke, es ist eines meiner Lieblingsbikes; es war an so vielen interessanten Orten. Der Film war großartig und durch das einzigartige Bike eine schöne Erinnerung an unseren Freund.“
RSD Caselli
Für Sands repräsentiert das ‘Caselli RSD’-Bike den Kern der Custom Bike-Idee und die Erwartungen der Menschen an einen Hersteller, die möglicherweise das Potenzial haben, ein ganzes Segment zu verändern. „Vielleicht kann man es als etwas beschreiben, dass die Menschen an einem modernen Motocross-Motorrad vermissen, das aggressiv und hauptsächlich auf den Rennsport ausgelegt ist. Das Design war vielleicht ein Schritt zurück, aber gleichzeitig hat das Bike all die Technologie, die heute relevant ist. Ich denke dieses Bike hat den Leuten gezeigt, dass diese Mischung möglich ist.“
Die 450er ist unverwechselbar und irgendwie symbolhaft für die (oft ungerechterweise verspottete) Vorliebe, die eingefleischte amerikanische Motorsportfans für den Asphalt hegen. „Das war Teil unseres Super-Single-Projekts. Wir haben bereits mit einigen Marken zusammengearbeitet, aber bei KTM war es besonders. KTM [Nordamerika] wollte das Motorrad gerne bauen und ich denke es war auch ein bisschen Inspiration für ihre RC 390. Wahrscheinlich hatten sie bereits an so etwas gedacht, als wir mit der Umsetzung des Projekts begonnen haben, aber sie waren die erste Firma, die ganz klar gesagt hat: „wir machen das“. Sie haben erkannt, was die Leute wollten. Mir gefällt diese Einstellung, denn sie steht für die vorausdenkende Mentalität, die über zukünftige Entwicklungen im Motorsport nachdenkt. Es war eine tolle Erfahrung, ein Teil dieses Projekts zu sein.“
KTM 450
‘Cool’ ist ein Wort, das untrennbar mit Roland Sands verbunden ist. In der Werkstatt in Los Alamitos werden Ehrgeiz, technischer Scharfsinn, Fankultur, Unternehmergeist und eine tiefverwurzelte Faszination für das Motorradfahren gelebt. Die spürbare Aufgeschlossenheit und Vielseitigkeit in Sands Designs sind nur zwei der Gründe, warum sein Name und seine Arbeiten immer bekannter und beliebter werden.
Fotos: Ray Archer
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